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KjG ePaper # 2 2013

Interview mit dem Spiele-Experten Prof. Dr. Jürgen Fritz

„Bedürfnissen Gestalt geben“ Warum wir spielen, was wir spielen 06 MITTENDRIN // WIR WOLLEN DOCH NUR SPIELEN! moxie:Warumspielenwir?Warummacht es uns Spaß? Jürgen Fritz: Man hat Spaß daran, weil man im Spiel das entfalten kann, was ei- nen drängt. Bewegung etwa bei Kindern und Jugendlichen, oder Nähe und soziale Kontakte. All das ist möglich, und das sind Bedürfnisse, die die Menschen haben. Und im Spiel ist es relativ einfach, diesen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. moxie: Wir spielen nicht nur zum Spaß? Jürgen Fritz: Spaß ist im Grunde der Be- lohnungswert. Spaß bedeutet ja nur, dass sie das tun, was im Moment ihr Be- dürfnis ist. Zum Beispiel Jugendliche: Die sitzen die ganze Zeit in der Schule, können sich nicht bewegen, und dann kommt der befreiende Ruf: Sportunter- richt! Und sie wissen, das ist ein Lehrer, bei dem bringt der Sportunterricht Spaß, weil sie hier nicht in ein formales Sche- ma hineingepresst werden, sondern sich ausleben können, beim Fußball, bei Be- wegungsspielen und ähnlichem. Es ist ein unmittelbares Bedürfnis, seiner kör- perlichen Kraft Ausdruck zu verleihen. Das Spiel kann den Impulsen, die Men- schen haben, Gestalt verleihen. moxie:HatmaninverschiedenenLebens- altern auch verschiedene Bedürfnisse? Jürgen Fritz: Ja und nein. Bedürfnisse nach Bewegung oder sozialer Nähe ha- ben Kinder genauso wie Senioren und Erwachsene. Oder Bedürfnisse nach Zu- stimmung,Wertschätzung, Anerkennung. Wenn man etwas zusammen macht, et- wasbautunddieanderensagen:Mensch, das hast du gut hingekriegt. Oder wenn man malt. Das sind alles Spielformen. Wenn sie denn frei sind. moxie: In der KjG wird in den Gruppen- stunden viel gespielt. Können Sie sagen, welche Spielformen die Gruppenidenti- tät fördern, welche sie gefährden? Jürgen Fritz: Der Zusammenhalt in der Gruppe ist entscheidend, von daher gibt es bestimmte Kooperationsspiele, die die- sen Zusammenhalt, das gemeinsameTun fördern. Also Spiele, bei denen man nicht gegeneinander spielt, sondern eine Auf- gabe gemeinsam löst. Aber nur Koope- rationsspiele zu spielen ist natürlich auch langweilig. Rätselspiele, Denkspiele, all dieseFormenvonSpielensindinteressant. moxie: Sie sagen, das freie Spiel darf von außen nicht zu sehr reglementiert wer- den. Wo ziehen Sie die Grenzen? Jürgen Fritz: Bei der Freiwilligkeit. Wenn man sagt, du musst jetzt, dann wird es schwierig. Es muss ein offenes Angebot sein, man muss auch wissen, worauf man sich einlässt und man muss in dem, was man macht, sich auch wiederfinden und Anerkennung erlangen können. TEXT // Wolfgang Finke, moxie Professor Dr. Jürgen Fritz ist Senior Research Professor für Spielpädagogik, Interaktionspädago- gik und komplexe Kommunikation am Institut für Medienforschung und Medienpädagogik (IMM) der Fach- hochschule Köln. Er hat Bücher zum Thema verfasst wie „Das Spiel ver- stehen. Eine Einführung in Theorie und Bedeutung“ oder „Wie Compu- terspieler ins Spiel kommen. Theori- en und Modelle zur Nutzung und Wirkung virtueller Spielwelten.“ Langversion: http://tiny.cc/Spielen

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