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KjG ePaper #1 2014 - 09 // Debatte >> Vielfalt fördern, nicht wegschneiden!

DEBATTE // MITREDEN 09 Alle reden von Vielfalt: in der Gesellschaft, in der Politik, in der Bildung. Einheitliche Lehr- und Bil- dungspläne und der Ruf nach bundesweiten Stan- dards in der Schule erwecken dabei eher den Ein- druck, dassVielfalt zugunsten vonVergleichbarkeit, Vereinheitlichung und damit auch – überspitzt for- muliert – von wirtschaftlicher und arbeitsmarktpo- litischerVerwertbarkeit junger Menschen aufgege- ben werden soll. Damit hat die außerschulische Jugendbildung und vor allen Dingen unsere Schulungsarbeit reichlich wenig zu tun: Jedes Jahr werden in den Mitglieds- verbänden des BDKJ, in den unzähligen Dekana- ten, Regionen und Gemeinden Tausende von jun- gen Jugendleiter*innen ausgebildet, um vor Ort mit Kindern und Jugendlichen Leben und Glauben zu gestalten. Dabei setzen sie sich fachlich und per- sönlich qualifiziert mit den Menschen auseinander, mit denen sie arbeiten, mit den gesellschaftlichen Themen und – mit sich selbst. Und so unterschied- lich die Menschen sind, so sind auch die regionalen und verbandlichen Eigenheiten nicht vergleichbar; jedes Schulungsangebot wird von denTeilnehmer- *innen geprägt und erhält durch ihre aktive Beteili- gung ein ganz eigenes Profil. Das ist es doch, was uns in der KjG besonders wichtig ist: dass Kinder und Jugendliche selbst bestimmen, was sie lernen möchten! Und das ist eben in der Schule in der Re- gel nicht möglich und auch nicht gewollt. TEXT // Anna Grebe Anna Grebe (30) ist Doktorandin an der Universität Konstanz und wissenschaftliche Mit- arbeiterin in einem Projekt zum Thema „Behinderung und Medien“. Anna war von 2009-2011 Diözesan- leiterin in Rottenburg-Stuttgart. »So unterschiedlich die Menschen sind, so sind auch die regionalen und verbandlichen Eigenheiten nicht vergleichbar.« Klar ist: Es muss einen Konsens darüber geben, welche Ziele wir mit unserer Schulungsarbeit ver- folgen. Doch Halt: Den gibt es ja schon! In den Grundlagen und Zielen der KjG sind die wichtigen Punkte für eine gleichberechtigte, potentialorien- tierte und nachhaltige Verbandsarbeit benannt. Und darauf beziehen sich auch unsere Schulungskon- zepte: Persönlichkeitsentwicklung, Geschlechter- gerechtigkeit, Mitbestimmung, Ökologie. Wer also für seine KjG-Schulungsarbeit diese Grundlagen ernst nimmt, der braucht keine weiteren Standards, die letztendlich sowieso niemand kontrollieren kann und mag. Beim Thema der Standardisierung ist im Übrigen weniger die Vergleichbarkeit das eigentliche Prob- lem, sondern die Messbarkeit, die sie mit sich bringt.Vergleichen kann man nur, wenn vorher fest- gelegt wird, was„normal“ ist und was nicht, so ver- fahren etwa PISA-Studien und Co. Was links und rechts an den Rändern steht, weil es neu ist oder einzigartig, wird „weggeschnitten“. Das verhindert Vielfalt eher anstatt sie zu ermöglichen. Und das wäre sehr schade für einen Jugendverband wie die KjG, deralleKinderundJugendlicheninihrerindividuel- lenLebenssituationanerkennenundfördernmöchte. Vielfalt fördern, nicht wegschneiden!

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