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moxie – Das Magazin der KjG.

Interview: Zur Grundlegung jugendverbandlicher Spiritualität

06 MITTENDRIN // SPIRITUALITÄT IN DER KJG Wir feiern KjG-Gottesdienste. Wir singen KjG-Lieder. Wir verstehen uns als Kirche in der Lebenswelt junger Men- schen. Doch warum? Mit welchem Recht? moxie hat Dirk Bingener, BDKJ-Diözesanpräses in Köln, gefragt. moxie: Weshalb kann man überhaupt von einer jugendver- bandlichen Spiritualität sprechen? Wo kommt das her? Wir vermuten mal: vom II. Vatikanischen Konzil (Rom 1962-65). Dirk Bingener: Das II. Vaticanum betont, dass es ein allge- meines Priestertum aller Gläubigen gibt. Mit Taufe und Fir- mung sind alle ChristInnen dazu berufen, den Glauben an Gott weiter zu tragen. Man muss also nicht warten, dass Bi- schöfe oder Priester sagen: Hier, jetzt mach mal was. InTaufe und Firmung gibt Christus jedem einzelnen selbst einen Auf- trag. Und das meint: Du bist dazu berufen, mit deinenTalen- ten, mit all dem, was du kannst, das Reich Gottes aufzubauen. moxie: Was hat sich bei der Gestaltung der Gottesdienste, der Liturgie geändert? Was wurde möglich? Dirk Bingener: Die zweite Stichwort lautet:„tätige Teilnah- me“. Das meint, dass man den Gottesdienst so weiterentwi- ckelt hat, dass die BesucherInnen auch wirklich daran teil- haben können. Erstens also, dass die Muttersprache in den Gottesdiensten eingeführt wurde. Zweitens, dass der Pries- ter nicht mit dem Rücken zum Volk steht, sondern sich den Gottesdiensteilnehmenden zuwendet und so eine Gemein- schaft feiern kann. Und drittens, dass nun auch fast die gan- ze Bibel gelesen wird. Früher wurden nur ein Prozent des Alten Testamentes und 17 Prozent des Neuen Testamentes im Gottesdienst vorgelesen, heute sind es 14 Prozent des Alten Testamentes und 71 Prozent des neuen Testamentes. Damals wie heute müssen wir darauf schauen, was sozusagen die Muttersprache von Jugendlichen ist? Da geht es um Fotos, Filme,VideosundMusik.WennGottesdienstalsoinderenMutter- sprache gehalten werden soll, heißt dass, mit den Ausdrucksfor- menvonjungenLeutendieLiturgiezugestalten.Wennwirinden Gottesdiensten immer wieder Aktionen haben, wo junge Men- schen mit einbezogen werden, wo sie etwas tun können, dann entspricht das genau dem Gedanken des Konzils. moxie: Doch wir haben auch eine Aufgabe. Dirk Bingener: Natürlich: Kirche – und besonders Jugendver- bände – sind nie Selbstzweck. Das betont das Konzil als drittes in der Schrift„Gaudium et Spes“ („Freude und Hoffnung“). Als Kirche muss man wissen, was die Menschen bewegt. Was de- ren Freude und Hoffnung, Trauer und Angst ist. Für die KjG ist ja ganz klar, dass sie nah an den Kindern und Jugendlichen sein muss und um deren Lebensthemen weiß. Nur alte Männer mit strengen Mienen? Die Konzilsväter (mit wenigen Konzilsmüttern) schufen die Grundlagen für eine eigene KjG-Spiritualität. Die Grundlegung jugendverbandlicher Spiritualität im II. Vaticanum Dirk Bingener, 40, ist Diözesanpräses des BDKJ im Erzbistum Köln. Er hat Theolo- gie in Bonn und München studiert und wurde 2000 zum Priester geweiht. Er ist seit 2007 im Amt, mit einer weiteren hal- ben Stelle arbeitet er als Gemeindeprie- ster in Köln-Höhenberg/Vingst, einem sozialen Brennpunkt. TEXT // Wolfgang Finke, moxie „WIR SIND FÜR DIE WELT DA.“

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