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KjG ePaper # 1 2013

Wahlrecht ab Geburt: Contra von Kirsten Jahn

DEBATTE // MITREDEN 09 Als Kinder- und Jugendpolitikerin finde ich es charmant, ein Wahlrecht ab Geburt zu fordern. Diese Forderung ist legitim und nachvollziehbar – aber nur sehr schwer in gelebte Demo- kratie umzusetzen.Wichtiger und erreichbarer ist es, in Deutsch- land auf allen politischen Ebenen das Wahlrecht mit 16 Jahren zu fordern und einzuführen. Jugendliche dürfen arbeiten, Steuern zahlen, sind geschäftsfä- hig und eingeschränkt strafmündig. Sie müssen Verantwor- tung für sich und ihr Umfeld übernehmen. Dazu werden sie vom Staat und der Gesellschaft angehalten, und Jugendliche selbst fordern dies zu Recht auch ein. Warum dürfen sie dann nicht ab 16 Jahren wählen? Ich kann es nicht nachvollziehen! Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass das Wahlrecht auch auf Bundesebene auf 16 Jahre gesenkt wird. Wir wollen, dass Ju- gendliche an der Gestaltung ihres Lebens und ihres Umfeldes umfänglich beteiligt werden. Das Wahlrecht ist dabei ein sehr wichtiger Baustein. Es soll nicht mehr über sie, sondern mit ih- nen entschieden werden. Könnten Jugendliche schon ab 16 Jahre wählen und sich an demokratischen Prozessen beteiligen, so würde das auch ihr Interesse an Politik und politischen Themen früher wecken. Alle politischen EntscheidungsträgerInnen und Parteien wä- ren gezwungen, sich stärker mit den Interessen, Wünschen undVorstellungenjungerMenschenauseinanderzusetzen.The- men, die bislang nicht aufgegriffen wurden, weil es keine Wäh- lerInnen in diesem Alter gab, würden nun in den Focus der Politik geraten. Auch die Jugendverbandsarbeit würde an Be- deutung gewinnen. NICHT DEN WILLEN DER ELTERN Ab 16 sind Jugendliche in der Lage, ihre Entscheidung, welche Partei sie mehr überzeugt, selbstständig zu treffen. Sie können eigenstän- dig wählen und sind nicht leichter oder schwerer zu beeinflussen als Volljährige. Wo hingegen Kleinkin- der oder Grundschulkinder dazu neigen, den Willen ihrer Eltern um- zusetzen. CDU und FDP wehren sich gegen einWahlrecht ab 16. Sie mei- nen, dass Politik zu kompliziert sei für junge Menschen. Liebe CDU und FDP, falls dies so sein sollte (was ich als Grundannahme schon unhaltbar finde), dann ist Politik aufgefordert, ihre Arbeit verständlicher und transparenter zu machen. Jugendliche au- ßen vor zu lassen ist der falsche Weg! TEXT // Kirsten Jahn »Ab 16 können Jugendliche ihre Entscheidung, welche Partei sie mehr überzeugt, selbstständig zu treffen.« Kirsten Jahn (36) ist Sprecherin der Landesarbeitsge- meinschaft Kinder, Familie und Ju- gend der Grünen in NRW sowie Mit- glied im Rat der Stadt Köln und jugendpolitische Sprecherin der Grünen in Köln. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von drei, vier und 14 Jahren.

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