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moxie – Das Magazin der KjG.

»Nicht immer sind Kinder selbst in der Lage, vom Benennen des Problems zum Entwickeln einer tragfähigen Lösung zu kommen.«

Die Grenzen der Lebenswelt DEBATTE // MITREDEN 09 » Nicht immer sind Kinder selbst in der Lage, vom Benennen des Problems zum Entwickeln einer tragfähigen Lösung zu kommen.« Bei LautStark! stimmten die Kinder und Jugendlichen ab, welche ihrer Forderung sie der Politik im Karlsruher Schloss präsentieren. Kindermitbestimmung ist eine Haltung und eine Methode. Kindermitbestim- mung ist die Haltung, Kinder ernst zu nehmen: Kinder haben etwas zu sagen, und Kinder haben das Recht, dass man sie hört und ihre Meinung in die Ent- scheidungsfindung mit einbezieht. Auf dieser Haltung fußt Kindermitbestim- mung als Methode: Kinder werden als Expertinnen und Experten für ihre Le- benswelt betrachtet. Die Grenzen dieser Methode liegen in den Grenzen ihrer Le- benswelt. Diese subjektive Sicht einzubringen, wenn politische Fragen entschieden werden sollen, ist eine wichtige Funkti- on von Kindermitbestimmung. Es wäre aber falsch, die Ergebnisse von Kinder- mitbestimmungsprozessen – etwa die Ergebnisse von LautStark! – mit Prob- lemlösungen zu verwechseln: Die Ergeb- nisse sind in erster Linie Problemanzei- ge. Die Wahrnehmung, das Empfinden von Kindern (und Erwachsenen) lässt sich nicht leugnen. Wie diesem Empfin- den Rechnung getragen wird, ist eine andere Frage. Nicht immer sind Kinder selbst in der Lage, vom Benennen des Problems zum Entwickeln einer tragfähi- gen Lösung zu kommen. Beim ersten LautStark-Gipfel habe ich einenWorkshop zumThema Kinderrech- te geleitet. Zu meiner großen Überra- schung war das beherrschende Thema »Sicherheit«, und so entstanden für die KjG sehr untypische politische Forde- rungen: Mehr Polizeipräsenz, Videoü- berwachung, härtere Strafen gerade für Jugendliche – Positionen, die so eine Bundeskonferenz sicher nicht beschlie- ßen würde. Dass Kinder ein höheres Si- cherheitsbedürfnis als etwa Jugendliche haben, ist das eine: nämlich das belast- bare Ergebnis des Workshops. Für eine politische Position braucht es aber mehr als das: Eine Position zum Strafmaß oder zur Videoüberwachung muss auf der Ba- sis von Erkenntnissen aus der Kriminolo- gie, der Psychologie, auf der Basis von Statistiken argumentierten – das kön- nen Kinder nicht. Kindermitbestimmung ist dafür die falsche Methode und führt zu Ergebnissen, die allzu leicht als kin- disch abgetan werden. TEXT // Felix Neumann, moxie