KJG Bundesverband
Katholische Junge Gemeinde
Buko Online 2001
Berichte und Materialien der KJG-Bundeskonferenz 2001 und außerordentlichen Bundeskonferenz

Antrag 6
Letzte Aktualisierung: Fr 29.Juni, 17:30 Uhr

KJG-Bundeskonferenz 27.6.-1.7. in Altenberg
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Antrag Nr.: 6

Erklärung gegen das AKW Temelin

AntragstellerInnen: Diözesanverband Aachen, Diözesanverband Passau, Diözesanverband Regensburg

Die Bundeskonferenz 2001 in Altenberg möge beschließen:

1. Die KJG fordert die sofortige und endgültige Abschaltung des AKW Temelín.

2. Die KJG-Bundeskonferenz nimmt mit größter Besorgnis zur Kenntnis, dass die tschechische Regierung trotz zahlreicher Sicherheitsbedenken im In- und Ausland, trotz international zugesagter, aber nicht abgeschlossener Überprüfungen das Atomkraftwerk (AKW) Temelín angefahren hat und trotz mehrerer, teilweise ernster Störfälle am Testbetrieb festhält.

3. Die KJG fordert die Europäische Union und die deutsche Bundesregierung auf, die EU-Beitrittsverhandlungen mit Tschechien dazu zu nutzen, die endgültige Abschaltung Temelíns zu erreichen. Sollte dies nicht erfolgreich sein, fordert die KJG-Bundeskonferenz die deutsche Regierung auf, aufgrund der häufigen Störfälle und des hohen Sicherheitsrisikos gegen den EU- Beitritt Tschechiens zu stimmen.

Aufgrund fehlender StromabnehmerInnen in Tschechien muss der Strom zu Dumpingpreisen, die unter den Produktionskosten liegen, ins Ausland exportiert werden. Aus dieser Tatsache resultiert:

4. Die KJG spricht sich nachdrücklich gegen den Import von Atomstrom nach Deutschland aus. Sie fordert die StromabnehmerInnen in Deutschland auf, sich ihre Energieversorgungsunternehmen (EVU) nach ökologischen Gesichtspunkten auszusuchen. Dies beinhaltet sowohl den Verzicht auf eigene Herstellung oder Zukauf/Import von Atomstrom als auch die Förderung und den Ausbau ökologischer Alternativen in der Energieproduktion.

5. Die KJG fordert alle Verantwortlichen in Politik und Medien dazu auf, die Gefahr, die von Kernenergie ausgeht, in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen, ernst zu nehmen und ihr entgegen zu wirken. Dabei ist die ganze Bandbreite der Bedrohung durch Kernenergie zu berücksichtigen: Vom Uranabbau über die Brennelementeherstellung, den Betrieb von Atomkraftwerken bis zur Wiederaufbereitung und Entsorgung.

BEGRÜNDUNG:

Das tschechische AKW Temelin steht in der Nähe von Budweis, etwa 100 Kilometer entfernt von Passau und Linz. Der Bau des AKW Temelin wurde 1983, also noch vor der Tschernobyl-Katastrophe, begonnen. Das AKW ist heute eine einzigartige und unerprobte Mischung aus östlicher und westlicher Atomtechnik, da nach dem Konkurs der russischen Zulieferer zuerst die amerikanische Firma Westinghouse in Temelin einstieg und dann später die britische Skandalfirma BNF (British Nuklear Fuel), der Betreiber von Springfield (ehemals Sellafield). Temelin war ursprünglich vom gleichen Bautyp wie das aus Sicherheitsgründen endgültig abgeschaltete AKW Stendal in Sachsen-Anhalt. Von den ursprünglichen Bauplänen gibt es allerdings inzwischen über 1.200 Abänderungen, die nie genehmigt worden sind.

Die eingebauten 1.000 MW-Turbinen sind, wie eigentlich das gesamte AKW Temelin, ein noch nie erprobter oder getesteter Prototyp. Das AKW weist außerdem mangelhafte Schweißarbeiten auf, die inzwischen zum Teil nicht mehr zu beheben sind, da sie sich im bereits radioaktiv verseuchten Primärkreislauf befinden. Ein weiteres Risiko ist, dass das Kühlwasser nicht wie üblich direkt aus einem Gewässer entnommen werden kann, sondern 6, 2 km vom Moldaustausee bergauf zum AKW gepumpt werden muss. Außerdem laufen drei Ferngasleitungen direkt neben dem Reaktorgelände.

Der erste Reaktor von Temelin ging im Oktober 2000 ohne unabhängige Gesamt- Umweltverträglichkeitsprüfung und Sicherheitsprüfung in den Probebetrieb. Seitdem gab es inzwischen 21 zum Teil schwere Störfälle. So kam es u.a. nach einem Leck in einer Ölleitung zu einem Ölbrand im Sekundärkreislauf (12.01.01) und einer irreparablen Deformierung aller Turbinenachsen, die einen Austausch der kompletten Turbine zur Folge hat (07.05.01).

Der in Temelin produzierte Strom wird in Tschechien nicht benötigt, da es schon jetzt eine Überkapazität von 20% gibt. Der Strom aus Temelin ist ausschließlich für den Export bestimmt. Im Augenblick bezieht die Firma e.on 3,3 Milliarden kWh aus der Tschechischen Republik, das sind über 70% des Stroms, der von dort nach Deutschland fließt. Dies bedeutet, dass, sobald Temelin am Netz ist, durch e.on Atomstrom aus Temelin ins deutsche Stromnetz eingespeist wird und dadurch der Skandalreaktor auch durch deutsche Stromabnehmer finanziert wird.

Im Rahmen der EU-Aufnahmegespräche mit der Tschechischen Republik laufen noch bis Dezember 2001 die Gepsräche über die notwendigen Änderungen und Bedingungen auf dem Energiesektor. Hier bietet sich die beste Chance der Politik, Temelin nie ans Netz gehen zu lassen, da der Temelin-Betreiber CEZ mehrheitlich der tschechischen Republik gehört. Wenn aufgrund der Temelin-Frage auch nur ein EU-Mitgliedsland gegen den EU- Beitritt Tschechiens stimmt, bedeutet dies, dass die Tschechische Republik nicht der EU beitreten kann. Der Nicht-Beitritt ist natürlich nicht unser Anliegen, aber er bietet ein gutes Druckmittel für die endgültige Abschaltung Temelins.


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